Editorial von Birgit Stratmann
Liebe Leserinnen und Leser,
„Be happy” („Seid glücklich”) rief S.H. der Dalai Lama im Vorbeigehen einem der 30 Journalisten zu, die sich am Flughafen in Hamburg eingefunden hatten, um über die Ankunft des Dalai Lama am 19. Juli 2007 zu berichten. Und bei einem Pressegespräch einige Tage später erklärte der Friedensnobelpreis Träger, der Zweck seiner Besuche sei, dass die Menschen glücklicher sind. „Denn wenn der Einzelne glücklicher ist, ist es auch die Familie, das übertragt sich auf die Gesellschaft und die ganze Menschheit.”
Wir berichten in diesem Heft über den vierten großen Besuch S.H. des Dalai Lama, den das Tibetische Zentrum vom 21. bis 27. Juli 2007 organisiert hat: das Wochenende „Frieden lernen”, die fünftägigen Unterweisungen zu dem buddhistischen Klassiker „Die 400 Verse” und den Kongress zur Wiedereinführung der vollen Ordination für Nonnen in der tibetischen Tradition. Lesen Sie die Berichte auf den Seiten 6 bis 15. Im Innenteil des Hefts finden Sie ein „Bilderbuch” zum großen Ereignis.
Wir danken an dieser Stelle noch einmal allen, die diese wunderbare Veranstaltung mit S.H. dem Dalai Lama möglich gemacht haben: den freiwilligen Helfern, die sich selbstlos teilweise über Monate in den Dienst der Sache gestellt haben, den Darlehensgebern und Burgen, welche die Anschubfinanzierung ermöglichten, den Mitgliedern und Freunden des Tibetischen Zentrums sowie allen Teilnehmern, die zum Teil von weither angereist waren, um den Dalai Lama zu sehen. Wir sind glücklich über die vielen positiven Ruckmeldungen, die wir aus verschiedenen Richtungen erhalten haben.
Thematisch ist dieses Heft dem anspruchsvollen Thema Erkenntnis und Wahrheit gewidmet. Michael von Bruck, Professor an der Universität München, erläutert, wie der Begriff Wahrheit in der Philosophiegeschichte verstanden wurde. Dabei spannt er einen Bogen von Aristoteles über das Christentum und die Aufklarung bis nach Indien. Lesen Sie den ersten Teil seines spannenden Artikels ab Seite 28.
Geshe Thubten Ngawang und Oliver Petersen befassen sich in ihren Beitragen mit der buddhistischen Erkenntnistheorie. Wer meditieren mochte, so der tibetische Meister, muss sich mit dem Geist vertraut machen und die verschiedenen Erkenntniszustande kennen: von der Verkehrten Ansicht über den Zweifel bis hin zur Gültigen Erkenntnis. Das korrekte Denken spielt eine besondere Rolle.
Allerdings, so schildert Oliver Petersen in seinem Artikel, kann das Denken immer nur eine Annäherung an die Wirklichkeit sein. Die meditative Erfahrung ist der Weg, über das Denken hinaus zu gelangen und die Wirklichkeit ganz zu schauen. Aus buddhistischer Sicht ist ohne die Meditation keine tiefgreifende Veränderung des Geistes möglich.
Einen Einblick in die aktuelle Lage in Tibet gibt der Text von Eva Lichtenberger ab Seite 40. Die Europaparlamentarierin bereiste im Sommer 2007 mit einer China-Delegation Tibet, um sich selbst ein Bild zu machen. Sie berichtet von der Sinisierung des Alltags, der großen Kluft zwischen Stadt und Land und ihren Gesprächen mit chinesischen Verantwortlichen.
Schwerpunkt-Themen: Der Besuch S.H. der Dalai Lama in Hamburg / Erkenntnis und Wahrheit