Editorial von Birgit Stratmann
Liebe Leserinnen und Leser,
Sie haben es sicher schon bemerkt: Wir haben „Tibet und Buddhismus” für Sie modernisiert. Der Schriftzug auf der Titelseite, der uns mehr als ein Jahrzehnt begleitet hat, ist überarbeitet und jetzt zeitgemäß und markanter. Darüber hinaus haben wir das umfangreiche Veranstaltungsprogramm des Tibetischen Zentrums aus der Zeitschrift herausgelost. Das eigenständige Programmheft erscheint von nun an zwei Mal im Jahr als Beilage, die Zeitschrift wie gewohnt vier Mal im Jahr – mit mehr Seiten für den redaktionellen Teil.
In dieser Ausgabe widmen wir uns dem Thema Karma, um das sich im Abendland noch immer viele Missverständnisse ranken. Ist Karma unabänderliches Schicksal oder ein Prozess? Wie wird Karma angesammelt und bereinigt? Warum leiden wir? Unsere Autoren und Interviewpartner beleuchten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln.
Geshe Thubten Ngawang schildert in „Warum wir leiden” die traditionelle buddhistische Sichtweise: Danach sind es die negativen Taten und Geisteszustande der Vergangenheit, die Leiden schaffen. Doch Fatalismus ist keineswegs angebracht. Seine Unterweisung ist auch ein Appell zum Handeln, denn durch unsere Taten heute schaffen wir unsere Zukunft. Wer in Zukunft Gluck erleben mochte, kann dafür heute durch eigene positive Handlungen und Gedanken die Voraussetzungen schaffen. Wie passt das Vertrauen in das Gesetz von Karma mit naturwissenschaftlichem Denken zusammen? Matthieu Ricard, ehemals Biologe am renommierten Institut Pasteur, heute Mönch und Französisch-Übersetzer S.H. des Dalai Lama, erläutert im Interview, warum er als Naturwissenschaftler an Karma glaubt und welche Möglichkeiten es gibt, Erkenntnisse, egal aus welchem Wissensbereich, zu verifizieren.
Aus psychologischer Sicht hat Karma vor allem mit Gewohnheiten zu tun. Oliver Petersen, buddhistischer Lehrer und Gestalttherapeut, erklärt in seinem Beitrag, wie wir durch wiederholte Gedankengange und eingefahrene Verhaltensweisen Muster schaffen, die häufig leidbringend sind. Wenn wir diese Muster im Spiegel der Achtsamkeit und des Dharma betrachten, können wir sie andern und langsam frei werden.
Bitte beachten Sie auch den aktuellen Bericht zur Flüchtlingshilfe im Tibetischen Zentrum von Carola Roloff. Zwar haben sich die tibetischen Kloster im Exil gut gemausert, aber es gibt immer wieder Notfalle, welche die Mönche und Nonnen in Bedrängnis bringen. Ein Haus im Mönchskloster Sera-Jhe ist von Termiten befallen, so dass die Dächer einzustürzen drohen. Die Krankenstation in Sera, die mittlerweile auch Menschen aus den umliegenden Siedlungen und Dörfern behandelt, die sonst keine medizinische Versorgung hatten, muss dringend ausgebaut werden. Bitte helfen Sie, die Not zu lindern!
Schwerpunkt-Thema: Karma