Editorial von Birgit Stratmann
Liebe Leserinnen und Leser,
das Thema „Sangha“, Geistige Gemeinschaft, liegt schon länger in der Luft. Der frühere Geistliche Leiter des Tibetischen Zentrums, Geshe Thubten Ngawang, betonte immer wieder, dass es kaum eine bessere Art gibt, den Lehrer zu erfreuen, als in der Gemeinschaft mit anderen Dharma- Praktizierenden harmonisch zusammenzuwirken. Aber was genau ist mit Harmonie gemeint? Geshe Pema Samten sagt dazu im Interview, dass die Mitglieder einer Gemeinschaft sich als Freunde empfinden und ein Gefühl der Verbundenheit und Nähe pflegen. Sie sollten Misstrauen abbauen und immer wieder aufeinander zugehen, bevor es zum Konflikt kommt.
Die Pflege der Gemeinschaft kann also echte Dharma- Praxis sein. Und dabei geht es nicht um Geselligkeit und weltliche Kaffeekränzchen, sondern das Verwirklichen spiritueller Ziele. Der Zweck des Sangha besteht darin, die Befreiung vom Leiden und von den Geistesgiften Gier, Hass und Verblendung zu erreichen. Und dazu bildet die Gemeinschaft ein echtes und oft auch herausforderndes Übungsfeld, wie Karl Schmied in seinem Beitrag „Die Gemeinschaft ist der beste Lehrer“ darstellt. Der langjährige deutsche Buddhismus-Lehrer gibt praktische Tipps für die Gestaltung gemeinschaftlichen Lebens und lädt dazu ein, die Gemeinschaft zu nutzen, um den Geist zu transformieren.
Eine etwas andere Ebene ist die Zufluchtnahme in der Meditation. Wer Zuflucht in die Drei Juwelen Buddha, Dharma und Sangha nimmt, vergegenwärtigt sich die überragenden Qualitäten und strebt ihre Verwirklichung im eigenen Geist an. Lesen Sie in der Unterweisung von Geshe Thubten Ngawang, „Die edlen Eigenschaften der Heiligen“, über die besonderen Tugenden des dritten Juwels, wie sie in den klassischen Texten beschrieben sind. Weil die Heiligen unterwegs zum Nirvana sind und reine Geisteszustand haben, sind sie unsere besten Freunde.
Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen die neue Serie „Buddhistische Klassiker“. Carola Roloff hat deutsche und englische Übersetzungen von Schlüsseltexten des Buddhismus ausfindig gemacht. Teil 1 beschäftigt sich mit Nagarjuna, einem der bedeutendsten Mahayana-Meister. S.H. der Dalai Lama unterstreicht immer wieder die herausragende Bedeutung der originär buddhistischen Texte für die Überlieferung des Dharma. Denn die Verwirklichungen aus der Meditation folgen der genauen Kenntnis der Schriften und der darin enthaltenen Anweisungen.
Wir im Tibetischen Zentrum freuen uns daher sehr, dass im September und Oktober eines der wichtigsten Werke Nagarjunas erklärt wird: Ratnavalï, „Die Kostbare Juwelenkette“. Die Unterweisungen wird Geshe Lobsang Palden geben, einer der größten zeitgenössischen tibetischen Meister und wichtigster Lehrer im Kloster Sera-je, Südindien. Die Geschichte „Geshe Lobsang Palden – sanfter Meister der Gelehrsamkeit“ stellt den im Westen noch kaum bekannten Lehrer vor.
Schwerpunkt-Thema: Die Sangha - die Geistige Gemeinschaft