Editorial von Birgit Stratmann
Diese Ausgabe ist vor allem dem Thema Tatkraft gewidmet. Tatkraft ist die Freude an heilsamen Übungen wie beispielsweise der Entwicklung einer altruistischen Geisteshaltung. Im Zusammenhang mit Tatkraft fallen manchmal Begriffe wie „die Rüstung der Tatkraft anlegen“, „Krieg gegen die inneren Feinde“. Diese stehen für die große Entschlossenheit, die ein Dharma Übender braucht, wenn er lieb gewonnene Gewohnheiten aufgeben und sich neue Sichtweisen aneignen möchte wie die, dass die anderen wichtiger sind als er selbst.
In der heutigen Zeit missbrauchen religiöse Eiferer solches Vokabular, um Gewaltakte im Äußeren zu rechtfertigen. Geshe Thubten Ngawang betont jedoch, dass es „aus buddhistischer Sicht keine Möglichkeit gibt, aus religiösen Gründen im Äußeren Krieg zu führen.“ Lesen Sie dazu seinen Beitrag: „Der Kampf gegen die inneren Feinde.“
Wir freuen uns, dass wir auch eine muslimische Sicht dieses Themas haben: Halima Krausen ist Imam in Hamburg und mit dem Tibetischen Zentrum durch den Interreligiösen Dialog verbunden. In ihrem Beitrag geht sie der Frage nach, in welchen Ausnahmefällen ein kriegerischer Akt aus Sicht des Islam gerechtfertigt sein könnte. Sie kritisiert islamische Extremisten, die die Religion für ihre politischen Zwecke umdeuten und missbrauchen.
In Zeiten der Krise haben Mythen Hochkonjunktur. Ein Dauerbrenner ist der „Mythos von Sambhala“, der vom Kalacakra-Tantra abgeleitet wurde. Carola Roloff ist in die vielfältige Literatur, die sich darum rankt, eingetaucht und hat wichtige Erkenntnisse zusammengetragen. In der tantrischen Praxis allerdings spielt Sambhala nur eine untergeordnete Rolle, wie der Dalai Lama uns auf Anfrage zu diesem Thema mitteilte. Hier geht es darum, durch die Einheit von Weisheit und Methode die Erleuchtung zu verwirklichen. Lesen Sie dazu auch das Interview mit Alexander Berzin.
Bitte schenken Sie auch dem Artikel von Carola Roloff über den aktuellen Stand der Flüchtlingshilfeprojekte Ihre Aufmerksamkeit. Die tibetische Religion, die so vielen im Westen geholfen hat, überlebt heute fast nur noch im Exil. Nicht nur mit Ihrer Dharma-Praxis auch mit Ihrer Unterstützung für die tibetischen Klöster im Exil helfen Sie, den tibetischen Buddhismus zu bewahren.