Editorial von Geshe Thubten Ngawang
LIEBE LESERINNEN UND LESER,
von Herzen wünsche ich Ihnen eine Frohe Weihnacht und ein Gutes Neues Jahr. Dieser Jahreswechsel stellt auch den Übergang in ein neues Jahrhundert bzw. Jahrtausend dar, und ich bete dafür, daß Sie persönlich und die ganze Menschheit an Körper und Geist so viel Glück wie möglich erfahren können.
In unseren beiden Häusern in Hamburg und in Schneverdingen führen wir wie gewohnt die Studien und Klausuren durch. Die Studenten zeigen großen Enthusiasmus, und die Leiterinnen und Leiter der Arbeitskreise vermitteln den Stoff in qualifizierter Weise. Mir ist bewußt, daß es oft anstrengend ist, über diesen relativ langen Zeitraum hinweg immer wieder zu den Kursterminen zu kommen, ich möchte Sie aber bitten, mit Entschlossenheit kontinuierlich dabeizubleiben. Die Mühe wird sich lohnen. Die Gruppenklausuren im Meditationshaus werden intensiv genutzt und von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen als sehr hilfreich für ihre geistige Entwicklung beschrieben. Es wäre gut, wenn wir in der Zukunft mehr Gelegenheiten für Einzelklausuren schaffen könnten.
Die Entscheidungsgremien des Vereins widmen sich derzeit intensiv der Zukunftsplanung. Ich möchte allen, die im Verein arbeiten, für ihre Bemühungen danken. Die Vereinsarbeit bringt umfassende Wirkungen, auch im Austausch mit der hiesigen Kultur hervor. So unterhält das Zentrum lebhafte Kontakte zu anderen buddhisti schen Zentren, Vertretern der Weltreligionen, der Universität und zu Therapeuten und Pädagogen. Dabei geht es natürlich nicht darum, die Gesprächspartner zu Buddhisten zu machen, sondern darum, sich durch den Austausch gegenseitig zu inspirieren.
Im Jahr 1999 haben sich einige Mitglieder des Ordens entschlossen, ihre Gelübde zurückzugeben. Einige von ihnen hatten Schwierigkeiten, die Regel der sexuellen Enthaltsamkeit das ganze Leben lang aufrechtzuerhalten; andere haben mir keine klare Begründung gegeben. Ich lege niemandem ein Hindernis in den Weg, wenn ich bemerke, daß sich ein Schüler oder eine Schülerin zu diesem Schritt entschlossen hat. Die jüngste Entwicklung heißt nicht, daß nun ein Plan bestünde, keine neuen Ordinierten mehr im Zentrum zu haben. Zur Zeit sind wir, mich eingeschlossen, sechs Ordinierte: drei voll ordinierte Nonnen, zwei Mönche und ich, so daß der Sangha vollständig ist. Auch möchte ich betonen, daß die gegenwärtige Entwicklung nicht bedeutet, daß die Gelübde von Nonnen und Mönchen nicht bedeutungsvoll wären. Diese Ordinations-Gelübde gehören zu den höchsten der ethischen Gelübde zur eigenen Befreiung und bilden innerhalb der Drei Höheren Schulungen die ideale Grundlage für die Übung der Konzentration und der Weisheit. Der Buddha bezeichnete die im Vinaya gelehrte Ethik zur persönli chen Befreiung auch als die Grundlage seiner Lehre. Natürlich muß sich jeder selbst frei entscheiden können, den Weg eines Mönches oder einer Nonne zu gehen, aber wenn er oder sie sich dazu entschließt, ist diese Schulung sehr nützlich. Man hat dadurch weniger Ablenkungen und Hindernisse als im weltlichen Leben und kann sich den Übungen von Hören, Kontemplieren und Meditieren intensiver widmen. Auch die Gebete, die vom Orden durchgeführt werden, gelten als sehr segensreich für die Gesellschaft. Darüber hinaus können die Laien viel Heilsames ansammeln, indem sie den Ordinierten Respekt erweisen.
Herzlich danken möchte ich für die Unterstützung unserer Flüchtlingshilfe für Nonnen und Mönche in den indischen Exilklöstern. Ich bitte Sie, in Ihrer Mithilfe fortzufahren und bin überzeugt, daß sie von großem Nutzen ist. Ein Teil der Gelder kommt direkt den Bedürftigen zu, und ein anderer Anteil wird für Gehälter für qualifizierte Ärzte und Lehrer verwendet. Dadurch gelingt es vor allem im Gesundheitsdienst, fähige Mitarbeiter, die sonst anderswo eine besser dotierte Stelle annehmen würden, am Ort zu halten.
Schwerpunkt-Thema: Leerheit