Editorial von Geshe Thubten Ngawang
LIEBE LESERINNEN UND LESER,
herzlich grüße ich die Mitglieder, Studenten, Abonnenten und alle, die auch in den letzten Monaten wieder Verantwortung für unseren Verein getragen und sich materiell und ideell engagiert haben. Ich bin sehr froh darüber, wie gut unsere vielfältigen Aufgaben erledigt werden.
Besonders erfreut bin ich über die kontinuierlichen Bemühungen meiner Studentinnen und Studenten in den derzeit drei Lehrgängen zum Systematischen Studium des Buddhismus. Soweit ich es beurteilen kann, werden sehr gute Fortschritte im Verständnis des Dharma gemacht. Seit September erkläre ich in einem neuen Lehrgang das berühmte Werk des indischen Bodhisattva Shantideva „Eintritt in das Leben zur Erleuchtung“. In dieser Schrift wird der gesamte Weg eines Bodhisattva in unerreichter Form dargestellt. Ziel der gesamten Schulung ist es, das Wohl der anderen höher zu schätzen als das eigene. Der Schüler wird angeleitet, eine Einheit der Weisheit, die die Leerheit erkennt, mit dem universellen Migefühl herbeizuführen. Es besteht noch die Möglichkeit, sich für diesen Lehrgang einzuschreiben.
Unser Klausurhaus Semyke Ling in der Lüneburger Heide ist vor nunmehr einem Jahr eröffnet worden. Seitdem haben wir viele Seminare durchgeführt, die einen sehr erfreulichen Verlauf nahmen. Bei unserem Sommerkursus im August vermittelten mir viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer, daß sie das Kursangebot für ihr Leben als sehr hilfreich empfinden. Im Programmteil finden Sie die Seminarübersicht, anhand derer Sie sich in Ruhe ein Thema auswählen können, das Ihren Bedürfnissen entspricht. Auch können Sie in Semkye Ling Einzelklausuren durchführ en. Nicht-buddhistische Gruppen können das Haus anmieten, um ihre eigenen Seminare abzuhalten. Nach dem kostspieligen Ankauf und Ausbau sind wir für jede Unterstützung sehr dankbar.
Ab November werde ich für zwei Monate nach Indien reisen. Einer meiner Schüler wird dort im Kloster Sera die Gesche-Prüfung ablegen und bat mich um meine Anwesenheit bei diesem wichtigen Ereignis. Außerdem wird S.H. der Dalai Lama in Südindien Unterweisungen geben. In Deutschland werden die Aktivitäten wie gewohnt weiterlaufen; meine Schülerinnen und Schüler haben im Laufe der Jahr genug Erfahrung in der Erledigung der Aufgaben gesammelt.
In Indien werde ich mir auch dieses Jahr wieder ein Bild über die Resultate unserer Flüchtlingshilfeaktivitäten machen. Bei meinen früheren Besuchen konnte ich mich von dem großen Nutzen der Spenden, die über das Zentrum an die von uns betreuten Klöster in Indien vermittelt werden, direkt überzeugen und möchte auf diesem Wege im Namen meiner Landsleute unseren Dank ausdrücken.
Es ist allgemein zu beobachten, daß die buddhistischen Inhalte einen immer größeren Wert für die westliche Gesellschaft besitzen. Immer mehr Menschen suchen den Austausch mit den Buddhisten und wenden Mittel aus der Lehre des Buddha an, auch wenn sie selbst keine Buddhisten sind. Jeder von uns kann sich glücklich schätzen, dieses wertvolle Menschenleben gefunden zu haben. Damit sind wir in der selten günstigen Lage, tiefe heilsame Anlagen in unserem Geist zu hinterlassen und auch in anderen zu stärken. Auch wenn es in diesem unruhigen Jahrhundert schwer sein wird, alle Menschen zu Heiligen zu machen, vertraue ich auf den großen Wert dieser Bemühungen für den einzelnen und für die Gesellschaft. Wenn wir dies bedenken, werden wir mit einem freudigen und entschlossenen Geist die vor uns liegenden materiellen und geistigen Aufgaben bewältigen können. Wir dürfen sicher sein, daß sich positive Ursachen, die wir jetzt setzen, auch zu positiven Resultaten auswirken werden.
Zum Schluß möchte ich Ihnen noch eine sehr erfreuliche Nachricht übermitteln: Seine Heiligkeit der Dalai Lama hat unsere Einladung zu einem Besuch des Meditationshauses in der Lüneburger Heide angenommen. Er wird vom 26. Oktober bis 1. November 1998 in der Nähe von Semyke Ling Unterweisungen über den Stufenweg zur Erleuchtung und eine Initiation in Tschenresig geben.
Schwerpunkt-Thema: Leerheit