Editorial von Geshe Thubten Ngawang
Liebe Mitglieder und Freunde,
unsere gemeinsamen Bemühungen für das Tibetische Zentrum haben auch in der letzten Zeit wieder gute Früchte getragen. Aufgrund Ihrer vielfältigen praktischen und finanziellen Hilfe kann der Buddhadharma auch in diesem Teil der Welt studiert und meditiert werden. Ich versuche, meinen Teil dazu beizutragen, und sehe einen großen Nutzen in unserer Arbeit. Der Wert spiritueller Entwicklung im allgemeinen und der buddhistischen Geistesschulung im besonderen tritt in der derzeitigen gesellschaftlichen Situation immer klarer hervor und wird auch im Westen zunehmend anerkannt.
Es ist kein Zufall, wenn der Austausch mit anderen Religionen, aber auch mit Pädagogen, Psychologen und anderen Wissenschaftlern einen immer größeren Raum in unserer Arbeit einnimmt. Wie sie dem Programmteil entnehmen können, werden wir z.B. auch am Kirchentag teilnehmen. Der Öffentlichkeit wird zunehmend bewußter, daß eine bloß mit äußeren Mitteln vorangetriebene Entwicklung niemals unsere tiefsten Probleme lösen kann. Die materielle und intellektuelle Entwicklung muß vielmehr von der inneren Reifung des Geistes, besonders von einer guten Motivation begleitet werden. Wenn wir unsere Arbeit und Unterstützung für das Tibetische Zentrum in diesem Zusammenhang sehen, werden wir die Überzeugung entwickeln, daß diese Bemühungen eine große Wirkung erzielen können.
Unser Einsatz gilt nicht nur unserem eigenen privaten Wohl, sondern der gesamten Gesellschaft. Als S. H. der Dalai Lama uns 1991 besuchte, äußerte er seine Hoffnung, daß unsere Institution kontinuierlich fortwirken möge. Er dachte dabei sicher an Entwicklungen, die sich vielleicht erst in zukünftigen Generationen vollständig entfalten werden. Ich möchte Sie in diesem Sinn bitten, in Ihrem Enthusiasmus nicht nachzulassen.
Unser Haus in Rahlstedt ist mittlerweile schon fast zu klein geworden, um den Andrang zu bewältigen. Wir bemühen uns auch deshalb sehr intensiv um den Erwerb eines Hauses auf dem Land, das sich besonders für Meditationsklausuren eignet. Auch hier gilt mein Dank allen Unterstützern. Es ist sehr wichtig, daß die Studien der letzten Jahre in der Meditation umgesetzt werden, damit die Schülerinnen und Schüler tiefe Erfahrungen im Dharma machen. Der Buddha hat immer wieder von dem großen Segen gesprochen, der sich ergibt, wenn echte Dharmapraktizierende zu einer Gemeinschaft, einem Sangha, zusammenkommen und wenn man eine solche Gemeinschaft unterstützt.
Mit Freude und Dankbarkeit schauen wir auf die wunderbaren Veranstaltungen mit Geshe Ugyen Rinpoche im Februar zurück. Rinpoche scheute trotz seines fortgeschrittenen Alters keine Mühen, uns die einmalige Möglichkeit zu verschaffen, Anlagen vom gesamten Dharma aus reiner Überlieferung in unserem Bewußtsein zu hinterlassen. Neben der präzisen Darlegung des Lamrim-Pfades gab er uns unschätzbar wertvolle Initiationen und Erklärungen zum Höchsten Yogatantra. Ich bin sicher, daß unter den mehr als 100 Anwesenden viele inspiriert wurden, sich auf den Pfad zu begeben bzw. ihn zu vollenden. Vielen Dank auch allen Helfern, die einen reibungslosen Ablauf ermöglichten.
Weiterhin möchte ich meinen Dank an alle richten, die den Nonnen und Mönchen in Indien ein Studium ermöglichen. Auch der Tibet Initiative, die sich der politischen Probleme meines von China besetzten Heimatlandes annimmt, fühle ich mich sehr verbunden. Ich würde mich freuen, wenn Sie in Ihrem Bekanntenkreis diese Problematik ansprechen würden. Wie ich eingangs erwähnte, hat die tibetische Kultur für die Welt einen Nutzen. Gleichzeitig ist sie im eigenen Land von der völligen Vernichtung bedroht. Ich denke, daß es sich lohnt, sich für den Erhalt dieses Volkes einzusetzen. Über die Methoden zu diesem Ziel sollten wir uns an den Vorgaben der Exilregierung und des Dalai Lama in Nordindien ausrichten.
Schwerpunkt-Thema: Buddha-Natur