Editorial von Geshe Thubten Ngawang
Liebe Mitglieder und Freunde,
Wenn ich das vergangene Jahr betrachte, empfinde ich, daß wir mit den Zentrumsaktivitäten sehr zufrieden sein können. Die geplanten Veranstaltungen konnten durchgeführt werden, und die Arbeit wurde von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit einer guten Motivation und hohem Verantwortungsbewusstsein ausgeführt. Auch für die materielle Unterstützung bin ich sehr dankbar. Auf dieser Grundlage konnten sich viele Menschen der Übung der Religion widmen. Wenn man so in Theorie und Praxis sich selbst und anderen von Nutzen sein kann, wird das menschliche Leben wirklich sinnvoll, und man hinterlegt im eigenen Geist gute Wirkkräfte für zukünftige Existenzen. In diesem Sinne sollten wir uns an den gelungenen Ereignissen des letzten Jahres erfreuen und uns für das nächste Jahr vornehmen, wiederum unsere ganze Kraft dafür einzusetzen, Bedeutsames zu tun.
Von den Bemühungen der Studenten und Studentinnen bin ich sehr angetan. Der erste Kurs des Systematischen Studiums ist bereits im sechsten Jahr. Wenn man mit solcher Entschlossenheit ein relativ langes Studium durchführt, stärkt dies in hohem Maße den Geist. Alle Menschen, auch diejenigen, die keiner Religion angehören, können einsehen, daß der Nutzen, den wir aus äußeren, materiellen Dingen gewinnen, immer nur kurzfristig und begrenzt sein wird. Der eigentliche Schlüssel für Glück und Leid, das wir im Leben erfahren, liegt im Inneren. Allein aus einem geläuterten Geist kann ein tiefgehender, langfristiger Fortschritt erzielt und das Wesentliche dieses Menschenlebens gefunden werden. Alle Religionen beruhen auf dieser Erfahrung.
Im Buddhismus sind wir in der glücklichen Lage, sehr klare Unterweisungen über die Geistesschulung zu haben. Auch wenn wir die gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit angehen wollen, nützt es nichts, nur zu grübeln. Die einzige Methode, die Verhältnisse zu verändern besteht darin, die eigene Einstellung zu verbessern und so zum Vorbild für Freunde und Kollegen zu werden. Meine Bemühungen zielen ganz in diese Richtung, und deshalb erfreue ich mich an jedem, der einen Teil seiner hierzulande eng begrenzten Zeit für die Praxis der Religion nutzt.
Für diejenigen, die an den Lamrim- Unterweisungen teilnehmen, ist es wichtig, auch unter der Woche über die behandelten Themen zu reflektieren und eine gewisse meditative Erfahrung vom »Geschmack« des Dharma zu bekommen. Aus diesem Grund haben wir auch jeden Monat einen Sonntag zur zusätzlichen Meditation eingeplant. Näheres dazu finden Sie im Programmteil.
Aufgrund des großen Interesses haben wir uns entschlossen, im Februar mit dem dritten Lehrgang des Systematischen Studiums zu beginnen. Die Neuanfänger möchte ich ermuntern, sich mit denen auszutauschen, die bereits Erfahrungen mit dem Studium gemacht haben. Somit können Sie ihre Geduld im Ertragen von kleineren Problemen, die während einer solchen siebenjährigen Tätigkeit sicherlich auftreten werden, von vornherein stärken.
Alle weiteren Veranstaltungsangebote entnehmen Sie bitte dem Programmteil. Sie werden darin die Ankündigung von Seminaren, Einweihungen, Meditationen, Rezitationen, zum interreligiösen Dialog und zu öffentlichen Vorträgen finden.
Wer noch tiefer in die Studien eindringen möchte, sollte daran denken, das klassische Schrifttibetisch zu erlernen. Ein entsprechender Anfängerkurs wird bei uns ab März angeboten. Auf dieser Grundlage wäre es dann möglich, die Originaltexte zu lesen, die zum größten Teil noch gar nicht übersetzt sind.
Abschließend möchte ich mich von Herzen bei den Unterstützern unserer Flüchtlingshilfeprojekte in Indien bedanken. Gleichermaßen gilt mein Dank allen Helfern in den Tibet-Initiativen, die sich darum bemühen, das große Leid der Tibeter, das sie aufgrund der Besetzung durch China erdulden müssen, zu lindern.
Schwerpunkt-Thema: Die Natur des Geistes