Editorial von Geshe Thubten Ngawang
Liebe Mitglieder und Freunde,
Anläßlich der neuesten Ausgabe unseres Vierteljahresheftes möchte ich alle Mitglieder unseres Vereins, alle Abonnenten und meine Schüler sehr herzlich grüßen. Auf unserer letzten Mitglieder-Jahreshauptversammlung wurde deutlich, da6 wir mit dem Erfolg unserer Bemühungen, einen Ort des Studiums und der Praxis des Buddhismus zu schaffen, heute sehr zufrieden sein können. Diese Tatsache ist im wesentlichen auf Ihre Mithilfe zurückzuführen. Ich hoffe, wir können auch in Zukunft mit Ihrer Unterstützung rechnen.
Dem Vereinszweck entsprechend, neben der Religion auch andere kulturelle Aspekte Tibets vorzustellen, luden wir im letzten Quartal den Leibarzt des Dalai Lama, Dr. Tenzin Chodrak, nach Hamburg ein. Die tibetische Medizin ist einer der Schätze der tibetischen Kultur, die es in dieser Zeit der Besetzung Tibets durch eine fremde Macht unbedingt zu erhalten gilt. Es gibt nur noch wenige so erfahrene Lehrer wie Dr. Chodrak. Um so erfreulicher war es, daß er die Beschwerlichkeiten einer mehr als vierwöchigen Rundreise durch Deutschland, die Schweiz und Frankreich auf sich nahm, die von uns organisiert wurde und überall auf großes Interesse traf. Dr. Chodrak berichtete dabei auch von seinen eigenen Erfahrungen Während der einundzwanzigjährigen Haft in chinesischen Gefängnissen und Arbeitslagern. Allen Helfern, besonders dem Hamburger Internisten Dr. med. Asshauer, sei hiermit hetzlieh gedankt, daß dieser fruchtbare Kulturaustausch möglich wurde.
Im Rahmen des interreligiösen Dialogs gibt es in den nächsten Monaten interessante Sonderveranstaltungen in der Evangelischen Akademie Hamburg. In der Vortragsreihe zum Thema „Heilige in den Religionen „, deren Termine Sie bitte dem Programmteil entnehmen, werde ich zum erstenmal in dieser bekannten Hamburger Institution sprechen. Dabei wird es zum Austausch mit christlichen, jüdischen und islamischen Vertretern kommen. Obwohl wir in den einzelnen Traditionen verschiedene Terminologien verwenden, ist der Gehalt der Religionen meiner Uberzeugung nach oft sehr ähnlich. Es ist sicherlich vorteilhaft für die Gesellschaft, wem wir diese Erkenntnis stärken und so den gegenseitigen Respekt weiter entwickeln können.
Im September nahm ich an dem Kongreß der europäischen Buddhisten in Berlin teil und konnte mich mit Vertretern verschiedener Traditionen des Buddhismus unterhalten. Von Berlin aus ging es auf Einladung bulgarischer Buddhisten und der dortigen Tibet-Unterstützergruppe weiter nach Sofia zu Vorträgen und Seminaren. Die Buddhisten dort haben zwar aufgrund der langen Unterdrückung in ihrem Land noch keine großen Gruppen bilden können und besitzen noch wenig Erfahrung in der buddhistischen Praxis, aber das Interesse ist um so größer. Es war für mich auch interessant, in Bulgarien Menschen zu sprechen, die ähnliche Erfahrungen unter einer Fremdherrschaft gemacht haben wie die Tibeter. Besonders möchte ich als Tibeter in diesem Zusammenhang auch allen jenen danken, die sich aufrecht und wahrheitsliebend für die Rechte des tibetischen Volkes einsetzen.
Im November besuchten Ngari Rittpoche, einer der Brüder des Dalai Lama, und seine Frau Rinchen Khando, Vorsitzende der tibetischen Frauenorganisation, auf Einladung der Tibet Initiative die Stadt Hamburg. Sie berichteten von der Lage in Tibet und im indischen Exil und statteten dem Zentrum einen Besuch ab.
Sehr bewegt hat mich der tragische Tod von Petra Kelly und Gert Bastian. Die beiden waren von ihrer Arbeit für Tibet und andere bedrohte Menschen in der Welt her vorbildlich. Ich bete für sie, daß sie in ihren zukünftigen Geburten stets Glück erleben und durch die Mittel der Religion Frieden finden mögen.
Im Dezember werde ich zusammen mit Jampa Tsedroen (Carola Roloff) für die Flüchtlingshilfe nach Indien reisen. Den Weihnachtskursus wird Geshe Pemba leiten, ein befreundeter tibetischer Lama aus unserem Schwesterzentrum Tashi Rabten in Österreich.
Schwerpunkt-Thema: Ökologie