Editorial von Geshe Thubten Ngawang
Liebe Leser,
wie gewöhnlich möchte ich einige Worte zu der neuen Ausgabe von Tibet und Buddhismus sagen. Zunächst liegt es mir am Herzen, allen Lesern, Mitgliedern, Schülern und dem Vorstand viel Glück und Segen zu wünschen. Wir haben nun einen zweiten, siebenjährigen Studienlehrgang begonnen, und ich denke, daf3 mit Hilfe der Zentrumsbewohner, insbesondere derjenigen, die die Übersetzungsarbeiten leisten und die Diskussionen während der Arbeitskreise leiten, sich bisher alles sehr gut entwickelt hat. Ob der Fortgang des neuen Lehrganges sich in der Zukunft mit unseren jeweiligen Hoffnungen völlig decken wird, muß sich zeigen. Einen wichtigen Umstand für ein gutes Gelingen bildet die Unterstützung des Zentrums durch die Studenten, Mitglieder und die anderen Freunde und Interessenten.
Das Interesse an den Methoden zur Geistesschulung, welche die inneren Qualitäten anwachsen lassen, nimmt jedes Jahr zu. Zum anderen gibt es auch viele Mitglieder und Freunde, die dem Zentrum jeden Monat Geld geben, wertvolle Hilfe leisten oder für besondere Projekte höhere Spenden geben. Wenn auf diese Weise die inneren und äußeren Bedingungen zusammenkommen, ergibt sich mit Bestimmtheit ein großer Nutzen. Ich bitte Sie deshalb auch weiterhin um Ihre Unterstützung. Das besondere Ereignis in diesem Jahr wird sicherlich der Besuch S. H. des Dalai Lama sein. Entsprechend unserer Einladung wird er während eines ganzen Tages Unterweisungen geben. Am Vormittag wird er für die Buddhisten unter Ihnen eine Initiation geben, am Nachmittag eine allgemeine Einführung in den Buddhismus und am Abend einen öffentlichen Vortrag halten. Dies wird sicherlich für die hiesige Gesellschaft von großem Nutzen sein. Die Belehrungen Seiner Heiligkeit sind nicht gewöhnlicher Art und in keiner Weise mit dem Lesen von Büchern zu vergleichen. Vielmehr zeichnen sie sich durch ihre Klarheit und Verständlichkeit aus.
Auch besitzt der Dalai Lama die spezielle Fähigkeit, auf die jeweilige Zeit und Situation voll und ganz einzugehen. Seine Lehren sind daher mit einer jeweils angemessenen Arznei gegen die verschiedensten Krankheiten zu vergleichen. Er lehrt immer das, was gerade am meisten benötigt wird. Der Dalai Lama handelt immer mit der Absicht, den größtmöglichen Nutzen für die Gesellschaft des Landes, in dem er sich aufhält, zu bringen.
In der heutigen Welt gibt es überall - im Osten, im Westen oder wo auch immer - eine Fülle von Problemen, die einfach nicht abreißen wollen. Sie alle entspringen zumeist dem Denken, das unter dem Einfuß von Geistesplagen wie Haß, Begierde und Böswilligkeit zu einem negativen und verwirrten Denken wird. Die Lehren des Dalai Lama wirken wie ein Heilselixier, wie ein Mittel gegen schlechte Bewußtseinszustände, die auf allen möglichen Gebieten wie Politik, Religion und Kultur auftreten können. Diese schlechte Denkweise sollte sich so verwandeln, daß die Tugenden und inneren Qualitäten sich vermehren können.
Genauso wie es vorteilhaft ist, in den verschiedenen Zusammenschlüssen von Menschen, die sich zum Beispiel für die Erhaltung und den Schutz der Natur einsetzen und damit das Gemeinwohl fördern, aktiv zu werden, so hat es auch einen großen Nutzen, sich an den verschiedenen Vorbereitungsarbeiten für den Dalai Lama-Besuch zu beteiligen. Ich denke, wenn jeder sich überlegt, wie und wieviel er helfen kann, wird einerseits dem Zentrum direkt geholfen und andererseits indirekt der gesamten Gesellschaft.
Als Tibeter möchte ich nun noch all denjenigen unter Ihnen ganz herzlich danken, die Sie über das Zentrum den vielen tibetischen Flüchtlingen in Indien helfen. So laufen Unterstützungsprojekte für Klöster, sowohl Mönchs- als auch Nonnenklöster, für eine Schule und für ein Kinderdorf, die vom Zentrum initiiert und verwaltet werden. Alle Paten, Spender und Helfer sollten sich dessen bewuf3t sein, dat3 sie einen großen Nutzen bewirken.
Zum Schluß möchte ich noch einige Worte über unsere Zeitschrift anfügen. Die Leserzahl von Tibet und Buddhismus nimmt immer mehr zu und ich halte es daher auch für wichtig, daß die Leser die Möglichkeit erhalten, ihre positiven Gedanken oder auch ihre Kritik hinsichtlich des Zentrums in kurzen, knappen Worten äußem zu können. So erhielten wir einen in dieser Ausgabe abgedruckten Brief eines in der Schweiz lebenden Tibeters, der das Zentrum sehr lobte.
Die Arbeit der Bewohner des Zentrums hat sicher einen großen Nutzen. Sie unternehmen viele Anstrengungen und arbeiten und studieren, um den tibetischen Buddhismus zu erhalten und anderen Interessenten weiterzuvermitteln. Daß der\Buddhismus etwas Wertvolles ist, wird von immer mehr Menschen erkannt und auch direkt erfahren. Werden seine Inhalte studiert, angewendet und in der Meditation vertieft, bringen sie nicht nur persönliches, sondern auch allgemeines Wohlergehen hervor.
Viele haben schon einmal den Dalai Lama sprechen gehört und wissen, daß er das Oberhaupt der Tibeter und ein großer Lehrer des Buddhismus ist. Sie erkennen die große Wichtigkeit, ihn in seinem mitfühlenden Bemühen zu unterstutzen, den Dharma zu erhalten. Auf diesem Wege kommen viele dazu, einerseits ein starkes Vertrauen zum Buddhismus zu entfalten, andererseits aber auch den Wunsch zu hegen, das Leid der Tibeter zu lindem. Ähnlich geht es auch den Bewohnern des Zentrums, die einen Großteil ihrer Studienzeit opfern, um den Tibetem zu helfen.
Ich selbst kann leider nicht allzuviel helfen, da ich weder die englische noch die deutsche Sprache genügend beherrsche. Wenn sich dennoch ein gewisser Nutzen aus meiner Arbeit ergibt, so ist dies vor allem auf die Güte von Geshe Rabten Rinpoche zurückzuführen. War er es doch, der mich hierher führte, mir einen Übersetzer schickte und viele gute Anweisungen gab. Wir alle sind Geshe Rabten Rinpoche zu großem Dank verpflichtet.
Schwerpunkt-Thema: Tod, Bardo und Wiedergeburt