Ausbildungsinhalt

Dauer und Beginn

Das Dharma-Kolleg dauert sechs Jahre. Es startet im September 2027 und endet im August 2033. Pro Jahr findet an ca. 35 Wochen der Hybrid-Unterricht werktags von Di-Fr von 9-12.30 Uhr statt. Die sechs Jahre sind in 5 Module aufgeteilt. Jedes Modul beginnt mit einem Auftakt gemeinsam in unserem Meditationshaus und endet mit einem mind. 2,5 wöchigen Prüfungszeitraum, wobei das Schreiben der Prüfung nicht verpflichtend ist. Alle 5-8 Wochen gibt es eine unterrichtsfreie Woche. Zudem sind die gesetztlichen Feiertage in Hamburg, Weihnachten und Januar sowie Sommercamp und August frei, damit die Studierenden die Möglichkeit von kürzeren und längeren Meditationsklausuren haben.

Inhalt

Neben den klassischen philosophisch-buddhistischen Themen, die sich an dem Curriculum der Klosteruniversität Sera Je in Südindien orientieren, findet jeden Morgen eine 20-minütige Meditation statt. TutorInnen unterstützen z.B. zur Vertiefung und Wiederholung der Lerninhalte bei der Bildung und Durchführung von Lerngruppen.

Eigens für die Ausbildung ist ein Lharampa-Geshe (höchster Ausbildungsgrad der Klosteruniversität) nach Hamburg gekommen. Der Unterricht wird ins Deutsche übersetzt und die Grundtexte liegen auf Deutsch vor. Sekundärliteratur kann es auch in englischer Sprache geben.

  • Modul 1: Lorik, Düdra, Tarig, Salam, Drumta

Das Studium in den Klosteruniversitäten und auch im Dharma-Kolleg beginnt mit zusammenfassenden Klostertexten zu der Darlegung der grundlegenden Begriffe zur buddhistischen Psychologie, Philosophie, Logik und der Stufen des Pfades. Anhand dieser Terminologie - wie etwa zu den Geistesfaktoren, den Arten der Gültigen Erkenntnis, den Stufen und Pfaden und den Lehrmeinungen und der Aufteilung der Phänomene nach dem Abhidharma - wird den Schülern ermöglicht die großen indischen Schriften, die auf diesem Vokabular basieren, direkt zu studieren.

  • Modul 2: Parshin (Paramita)

Dieser Studieneinheit liegt der berühmte klassische Text des indischen Mahayana Buddhismus „Abhisamayalamkara (Schmuck der klaren Erkenntnis)“, den Asanga von Buddha Maitreya übermittelt bekam, zugrunde. Auf der Grundlage der Sutras über die Vollkommenheit der Weisheit (Prajnaparamitasutras) des Buddha erläutert der Meister den impliziten Gehalt dieser Sutras in bezug auf die Pfade und Stufen des Erwachens, und damit den Methoden Aspekt der Lehre.

  • Modul 3: Uma (Madhyamakavatara)

Grundlage dieses Abschnitts ist die Schrift „Ergänzung zum Mittleren Weg (Madhyamakavatara)“ des indischen Meisters Chandrakirti. Er bildet so etwas wie die Krönung des langjährigen Studiums der Klosteruniversitäten, da es sich um einen der wichtigsten Kommentare zu der Lehre von der Leerheit (Sunyata) des Wegbereiters der Madhyamaka-Philosophie Nagarjuna handelt. Damit vermittelt der Text die letztlichen Gegenmittel gegen die Unwissenheit, die uns im Leiden des Daseinskreislaufs fesselt. Die Bedeutung wird mit Hilfe eines Kommentars des tibetischen Meisters Tsongkhapa erklärt.

  • Modul 4: Vinaya, Ethik und Abhidharma

Grundlage des Meditationsweges des Buddhismus von Geistiger Ruhe (Shamatha) und Höherer Einsicht (Vipasyana) ist die Ethik. Ein diszipliniertes Verhalten beruhigt den Geist und bereitet so die Geistesschulung vor. Die buddhistische Ethik umfasst die Disziplin zur eigenen Befreiung (Pratimoksa) mit der Vermeidung der 10 Unheilsamen Handlungen, der fünffachen Disziplin des Laiengelübdes, der Gelübde der Ordinierten sowie die Gelübde des Bodhisattvas im Mahayana von Sutra und Tantra. Verschiedene Kommentare indischer und tibetischer Meister dienen als Verständnishilfe dieser Disziplin in diesem Studienabschnitt. Das Studium des Abhidharma (Höheres Wissen) zeigt die verschiedenen Möglichkeiten, wie man sämtliche Phänomene der Welt unterteilen und verstehen kann. Mit diesem Wissen können wir uns einen Weg durch die Vielschichtigkeit des Lebens bahnen und dem, was wir erleben, einen Sinn abgewinnen. Indem wir die Methoden und Erkenntnisse der verschiedenen buddhistischen Systeme kennenlernen und mit ihrer Hilfe zu meditieren üben, können wir zur Erkenntnis der zutiefst liegenden Natur der Realität gelangen.

  • Modul 5: Tantra

Innerhalb des Mahayana Buddhismus gilt in Tibet das tantrische Fahrzeug als das höchste und effektivste Fahrzeug zur Erlangung der Buddhaschaft zum Wohle aller Wesen. Insbesondere wird dabei eine Praxis gelehrt, sich schon auf dem Pfad mit dem Resultat der Buddhaschaft zu identifizieren, indem man den eigenen Körper, die Umgebung, die Handlungen und Genussobjekte als völlig rein visualisiert. Wir werden uns in diesem Modul mit den verschiedenen Stufen und Pfaden dieses sogenannten Wirkungsfahrzeugs anhand tibetischer Kommentare zu den Tantraklassen und den 2 Stufen des Tantra vertraut machen.

Tradition von Nalanda

Das Curriculum dieses Studiums ist – wie auch das Systematische Studium des Buddhismus – in Anlehnung an das über 20-jährige Studium der Mönche und Nonnen in den tibetischen Klosteruniversitäten konzipiert. Historisch betrachtet gehen die Inhalte aber auf die Lehren der Meister von Nālandā zurück. Nālandā war die berühmteste der buddhistischen Klosteruniversitäten in Nordost-Indien. Sie hatte vom 5. Jhdt. bis in das 12. Jhdt. ihre Blütezeit.

Nālandā war ein Vorort des alten Rājagṛha (heute Rajgir), der Hauptstadt des Königreichs von Magadha, und historisch eine der ersten, wenn nicht die erste Institution weltweit, in der auf Universitätsniveau gelehrt und gelernt wurde. Die Universität von Nālandā wird als eine der größten Beiträge des Buddhismus zur Weltzivilisation gewertet. Die Lehren der sogenannten 17 Meister von Nālandā sind die Wurzeln des Tibetischen Buddhismus.

Die buddhistische Lehre in der Tibetischen Tradition ist unter anderem aus diesem Grund in ihrer Vollständigkeit weltweit einzigartig und wird ohne Unterbrechung seit hunderten von Jahren in der Überlieferung weiter gegeben.

Fragen zum Studium senden Sie bitte an dharma-kolleg(at)tibet.de.